Jeder Zehnte in Österreich ist von Migräne betroffen. Die schmerzhaften und oft kaum auszuhaltenden Attacken werden durch verschiedenste sogenannte Trigger ausgelöst. In der Medizin kennt man bereits rund 200 verschiedenen Kopfschmerzarten. Hat der Kopfschmerz keine bestimmte Ursache wird er als primärer Kopfschmerz bezeichnet. Ist er Folge einer Erkrankung oder Verletzung spricht man von den sekundären Kopfschmerzen. Die häufigsten Arten sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und Cluster-Kopfschmerzen.
Die Ursachen für primäre Kopfschmerzen sind noch nicht eindeutig erforscht, aber es wurden bereits Risikofaktoren identifiziert. Diese sind zum Beispiel eine genetische Veranlagung, die Änderung des Tag-Nacht-Rhythmus, beispielsweise bei einem Jetlag, das Auslassen von Mahlzeiten oder übermäßiger Stress. Bekannte Auslöser für Cluster-Kopfschmerzen sind Alkohol oder der Aufenthalt in großer Höhe. Bei den sekundären Kopfschmerzen sind die Ursachen meist harmlos, wie zum Beispiel Erkältungen, muskuläre Verspannungen oder der Kopf dröhnt von zu viel Alkohol am Vortag. Bei Frauen kann der Menstruationszyklus und die dadurch ausgelösten Hormonschwankungen ein Auslöser sein. Experten sehen den Grund in der Überreaktion der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin und auf den darauffolgenden Abfall des Östrogenspiegels. Auch Schwermetalle stehen in Verdacht, durch das Auslösen von zu hohem Stress zur Entstehung von Kopfschmerzen beizutragen.
Migräne oder nicht?
Der Spannungskopfschmerz wird von Betroffenen meist als ein dumpf-drückender, leichter bis mittelschwerer Schmerz im gesamten Kopf beschrieben, der aber im Gegensatz zur Migräne bei körperlicher Anstrengung nicht zunimmt. Tendenziell sind Frauen häufiger betroffen. Meist treten Spannungskopfschmerzen beidseitig auf und werden sehr oft von muskulären Verspannungen im Nacken-/Schulterbereich ausgelöst. Stress, Schlafmangel, Wetterfühligkeit, Erkältungskrankheiten, Konsum von Alkohol oder Nikotin sowie Medikamenteneinnahme sind weitere mögliche Auslöser der oft sehr belastenden Zustände. Die Auswirkungen zeigen sich auch hier, wie fast immer, bei jedem Menschen anders. So können sie eher stechend oder bohrend, aber auch pulsierend wahrgenommen werden. Die Dauer einer Attacke kann beim Spannungstyp von wenigen Minuten bis zu einigen Tagen variieren. Als häufig gilt aber eine Frequenz von ein bis maximal 14 Attacken pro Monat. Meist beginnen die Beschwerden im jungen Erwachsenenalter. Wenn an mindestens 15 Tagen pro Monat über einen Zeitraum von 12 Wochen hinweg Kopfschmerzen bestehen spricht man von chronischen Beschwerden.
Der Spitzenreiter der häufigsten Kopfschmerzarten ist aber die Migräne. Alleine in Österreich kennen rund eine Million Menschen das Gewitter im Kopf. Die pulsierende, meist einseitig auftretende Beeinträchtigung hält nach der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zwischen 4 und 72 Stunden an. Bei chronischen Beschwerden gibt es mehr Tage mit als ohne Kopfschmerzen pro Monat. Zum Gewitter im Kopf kommen häufig Licht-, Geruchs- oder Lärmüberempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen. Bei 10 bis zu 30 Prozent der Patienten gehen dem ungeliebten Zustand Wahrnehmungsstörungen voraus. Dabei kommt es zu Lichtblitzen oder Flimmern, Störungen der optischen Wahrnehmung, Wortfindungsproblemen, Kribbeln oder Taubheit an einer Körperseite oder Schwindel. Vor allem Frauen im jungen und mittleren Erwachsenalter sind davon betroffen. Zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr sind Frauen bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer.
Eine Migräne kann sich in zwei Formen zeigen
1. Migräne mit Aura
Etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen weisen eine Migräne mit Aura auf, die häufig mit Gesichtsfeldeinschränkungen oder einseitigen Sensibilitätsstörungen einhergehen, die oft den Arm und/oder Anteile des Gesichts (Lippen, Zunge, Gaumen, Wange) betreffen. Treten diese Symptome auf, setzen die Kopfschmerzen während oder innerhalb von 60 Minuten ein.
2. Migräne ohne Aura
Diese Form beginnt häufig langsamer, dauert länger und ist für die Betroffenen meist belastender. Sie ist die häufigste Form der Migräne und wird meistens einseitig wahrgenommen. Besonders hervorzuheben sind der pochende, klopfende oder pulsierende Charakter wie auch die Zunahme von Befindlichkeitsstörungen im Alltag. Begleitet werden die Zustände stets von weiteren Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen sowie fakultativ auch zahlreichen anderen Beschwerden, wie Ruhebedürfnis, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, großem Durst, Verstopfung oder Frösteln.
Was wirklich gegen das Gewitter im Kopf hilft
Leichte bis mittelstarke Schmerzen können mit den herkömmlichen Medikamenten gut behandelt werden. Dazu zählen zum Beispiel Paracetamol, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder eine vom Arzt definierte Kombination. Können diese die Schmerzen nicht lindern kommen Triptane zum Einsatz. Zuerst muss hier gesagt werden, dass oft mehrere verschiedene Arten ausprobiert werden müssen, bis das passende gefunden ist. Wie bei vielen Therapien ist es individuell, welches am besten anspricht. Dennoch haben Triptane eine gute Wirksamkeit und weisen kaum Nebenwirkungen auf.
Eine Abklärung durch den Arzt ist in jedem Falle sehr wichtig. Zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie gibt es aber auch unzählige Alternativen, die die Lebensqualität steigern können. Viele davon sind auch wissenschaftlich belegt. Nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten wie die Massage der Schläfen mit ätherischem Pfefferminzöl oder das Auftragen von durchblutungsfördernden, wärmenden Salben im Nackenbereich können zur Linderung der Schmerzen beitragen. Regelmäßiger Sport, Entspannungsübungen, wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (hier mit Anleitung), ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie ein erholsamer Schlaf können den ungeliebten Zuständen im Kopf wirksam vorbeugen.
Verhilft zu einem klaren Kopf: das Mutterkraut
Zu den nichtmedikamentösen Alternativen, die wieder für ein freies Gefühl im Kopf sorgen können, zählt das Mutterkraut (Tanacetum parthenium). Die Heilpflanze zeigte in mehreren Studien eine gute Wirksamkeit bei Migräne. Anzahl und Schwere der Attacken konnten deutlich reduziert werden. Außerdem verbesserten sich die Begleiterscheinungen. Das Mutterkraut entfaltet seine Wirkung zielgerichtet, nämlich in den Blutgefäßen im Kopf, da, wo Migräne entsteht. Es verhindert dort bestimmte Entzündungsvorgänge.
Kopfschmerz adé mit den richtigen Maßnahmen
Ungewollte Zustände im Kopf, seien sie pochend, stechend oder verkrampfend, hat wohl jeder schon mal gehabt. Manchmal kann zwar wirklich etwas Ernsteres dahinter stecken, in den meisten Fällen ist es jedoch ein vorübergehender Zustand, der nur unter besonderen Umständen und bei außergewöhnlichen Belastungen auftritt. Nicht immer ist der Griff zur Tablette notwendig. Oftmals hilft es, für die richtigen Voraussetzungen zu sorgen, damit das Gewitter im Kopf gar nicht erst auftritt.
Allen voran stehen ein erholsamer Schlaf, regelmäßige aktive Entspannung, Bewegung, eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (stilles Wasser) ganz oben auf der Liste. Darüber hinaus können auch pflanzliche Alternativen, wie das Mutterkraut, bei Spannungszuständen im Kopf sehr wirksam sein.
Ein umfangreicher Artikel zum Thema Kopfweh und Migräne ist in unserer ersten YOLO-Printausgabe vom Oktober 2020 erschienen. Verpasse keine Ausgabe mehr und sichere dir YOLO im Abo.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie; Therapie der Migräne. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Stand 2015
- Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft e.V.
- Evers, S., et al., Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
- Headache Classification Committee, The International Classification of Headache Disorders, 2nd edition; Cephalalgia, 2004
- ÖGPHYT-Pressekonferenz zu neuen pflanzlichen Therapieoptionen bei Migräne, 21.01.2016
Artikeleckdaten:
- Artikelerstellung: 7.10.2020
- letztes Update: 31.3.2022